Zu lesen gibt es über die Mother of Roads im Netz ja genug. Wir haben uns ein eigenes Urteil bilden wollen. Und insgesamt fällt es positiv aus. Mit den üblichen Einschränkungen.
So, das war sie also, die berühmte, legendäre Route 66. Und was und wie war sie?. Eigentlich so, wie so etwas auch bei uns „vermarktet“ wird. In Williams ist sie einige hundert Meter lang. Da ist das wie in einem europäischen Örtchen. Man versucht die Tradition zu vermitteln und Touristen anzuziehen.
Um ihnen dann Mitbringsel zu verkaufen. Das gelingt auch in Williams ziemlich gut, ohne den ganz großen Schleusentourismus. Der findet im folgenden Seligman statt.
Um weiter auf der 66 zu fahren, muß ich dann ein Stück auf der Interstate 40 überbrücken, um dann die 66 als unbedeutende Landstraße fast ohne Verkehr zu erleben. Das geht bis Seligman. Und das macht dann die ganze 66er Romantik futsch. Eigentlich ein Kaff, das auf 200 Metern einigen alten Schnickschnack zusammengekarrt hat und in Bretterbuden dem „fahrenden Volk“, d.h. Busladungen von Touris zum Fraß vorwirft. Fast wie Rothenburg o.d.T. oder ähnlichem. Die Busse brausen über die I40 an, Heerscharen brechen
über die Bretterbuden her, ramschen sich die Säcke voll und nach 20 Minuten ist der Spuk vorbei, die Fahrt geht weiter zum Canyon oder einem anderen „Giftshop“
Hackberry
Nachdem wir uns das kurz angetan hatten, machten wir uns auf dem Weg nach Kingman. Über die alte 66. Und da muß ich sagen, verstehe ich nicht, weshalb da so wenig los ist. Natürlich, außer einem Hualapai-Städtchen Peach Springs mit ner historischen Tankstelle gibt es kaum etwas, aber die Straße geht immerhin durch eine Landschaft, hat einen viel besseren Straßenbelag als die rumpelige I40 und gibt dir dann doch auch mal wieder etwas 66-Feeling zurück.
Irgendwann liegt dann unterwegs ein zuerst unscheinbares Sammelsurium an gesammelten Werken an der Straße. Und wenn man dann die 55er Corvette vor der Knallhütte sieht, weiß man: Das ist Hackberry. Auch das ist Kommerz, aber privat, im kleineren, liebenswerten Stil. Hier werden die Leute nicht hergekarrt, sondern sie erobern sich diesen Abstecher.
Etwas weiter kommt man dann nach Kingman, der selbsternannten Hauptstadt der 66. Wie die auf den Trichter kommen, ist mir schleierhaft, denn außer zwei Museen und einem hübschen Diner habe ich nichts von der 66 finden können.
Und hier in Kingman ist für die meisten die 66 fertig.
Hier ein Stückchen Route 66 (rechts die helle Schleife) in einer schönen Wüstenlandschaft. Weil der Himmel so schön ist, darf es davon auch etwas mehr sein.
Wir machten uns aber auf den Weg nach Oatman und weiter nach Needles. Und da wird die Straße dann wirklich zum Erlebnis. Durch die Wüste ist man fast alleine auf einer „spannenden“ Straße mit einer, für mich, tollen Landschaft. Bis man nach Oatman kommt. Ein alter Goldgräberort, wie ein Westernstädtchen aus alten Tagen, bzw, Filmen. Im Ort latschen jede Menge Esel in allen Varianten, hinlassen ihre Machenschaften. Dem „Geruch“ nach scheint das keiner wegzumachen. So ist die Straße voller Eseläpfel. Mir kam es vor wie heilige Kühe. Vielleicht liegt es daran oder daran, daß fast keine der wenigen Durchreisenden, die ihr 66-T-shirt schon irgendwo anders gekauft haben, hier noch was mitnehmen, aber ein Teil der Bewohner kam mir „not amused“ vor.
Oakman
Weiter auf abenteuerlichen Wegen ginge es weiter nach Needles. Das liegt schon in Kalifornien. Die obligatorische „Grenzstation“, an der nach „falschem“ Obst geforscht wird, ließ uns ungeschoren passieren. Anscheinend ist Obst aus Arizona eigentlich aus Kalifornien und somit ungefährlich.
Fazit zur Route 66: Insgesamt kann man, wenn man die wenigen verbliebenen Teilstücke nicht nur auf den Touristenpfaden erlebt, von dem alten Entdeckergeist etwas verspüren. Für moderne, schnelllebige Zeiten hat sie keine Funktion mehr. Außer als ländliche Verbindungsstraße.
Aber gut, daß wir das erlebt haben.